Als Holly von einer verzweifelten Mutter gebeten wird, deren verschwundene Tochter zu finden, sticht Holly in ein Wespennest. Denn Bonnie ist nicht die erste verschwundene Person in der Ortschaft. Holly setzt alles daran, die Entführungen aufzuklären, doch der Täter macht es ihr nicht einfach. Sie findet keinen Ansatzpunkt. Bis der Täter einen winzigen Fehler begeht, der ihm zum Verhängnis werden könnte.

 

King ist ja immer ein Garant für spannende Lesestunden. So auch in seinem neuen Buch „Holly“. Holly kennt man bereits aus den Bänden um „Finders Keepers“. Sie führt die Detektei nach Bills Tod alleine weiter und kommt mehr schlecht als recht über die Runden. Das Auffinden von Bonnie ist eine große Chance für sie.

 

Stephen Kings Schreibstil zu beschreiben und wie authentisch seine Charaktere sind, erübrigt sich eigentlich. Dennoch wollte ich erwähnen, dass mir Holly außerordentlich gut gefallen hat. Der Fall der verschwundenen Personen hat es auch in sich. Hier erlaubt uns King durch kurze Zwischenkapitel Einblicke in die Psyche der Opfer, aber auch der Motivation der Täter. Und diese Kapitel haben es wirklich in sich.

Trotz über 600 Seiten war wieder keine Seite langweilig.

 

Fazit: Ich habe mich sehr auf das neue Buch von Stephen King gefreut und wurde nicht enttäuscht. Holly ist mehr ein Thriller denn Horror, doch ganz schön gruselig ist die Handlung dennoch.


Mutige Leute helfen, feige Leute machen Geschenke

Charlie ist erst 17 als sich sein Leben radikal ändert. Weil er ein Versprechen einzulösen hat, bleibt er nach dem Unfall seines Nachbarn bei ihm und kümmert sich um ihn und dessen Hund. Doch Mr Bowditch hat ein Geheimnis, das er Charlie nach seinem Tod eröffnet. Charlie sieht die Chance, den geliebten Hund zu retten und begibt sich in eine Welt, die ihm unbekannt ist und die ihm einiges abverlangt.

Der Anfang des neuen Romans von Stephen King wird sicher polarisieren. Denn nahezu das erste Drittel geht als Vorgeschichte einher. Allerdings eine Vorgeschichte, die mir persönlich sehr gut gefallen hat. Macht sie doch das Wesen Charlies aus und lebt von der erzählerischen Kunst des Autors. Keine Seite fand ich langweilig.

Charlie hatte gleich meine Sympathie, auch wenn er sich selbst als etwas aufsässig hält und findet, dass er schlimme Dinge getan hat. Aber seine Art, dem alten Mann zu helfen, verdient wirklich Bewunderung. Auch die anderen Charaktere sind sehr vielschichtig und interessant, besonders die Bewohner der Anderwelt. Hier hat jeder seine Qualitäten und auch die Art, wie King die Welt beschreibt und aufbaut hat mich überzeugen und ob der Einwohner auch streckenweise rühren können.

Teilweise hat man fast den Eindruck, man würde ein Buch für Kinder lesen, der Märchen wegen. Doch King wäre nicht King, wenn er nicht gruselige Elemente und auch stellenweise Abschnitte einbauen würde, die einen starken Magen erfordern.

 

Fazit: Fairy Tale ist ein Märchen für Erwachsene, das sich zuweilen Elemente aus der Mythologie und von Kindermärchen ausleiht, dann aber doch ganz eigene Wege geht und die zu fesseln und zu überzeugen wissen. 

 


Billy Summers ist ein Auftragsmörder. Sein neuer Auftrag soll sein letzter sein und braucht einiges an Vorbereitung. Außerdem misstraut er seinem Auftraggeber und bereitet seine Flucht vor. Doch die gelingt nicht ganz so, wie er sich das vorgestellt hat.

 

Stephen King schafft es in seinem neuen Roman, dass man Sympathie für den Mörder entwickelt. Denn eigentlich – moralische Fragen jetzt mal hintangestellt – tötet er ja nur die Bösen. Das Buch ist grob in 3 Teile gegliedert: die Vorgeschichte, in der Billy sich auf die Tat vorbereitet, seine Flucht und die Rettung von Alice und schließlich seine Rache. Und dann ist da noch der Teil, in dem Billy ein Buch schreibt und seine Lebensgeschichte erzählt. Den hätte es für mich nicht so ausführlich gebraucht. Jedoch sorgt dieser am Ende noch für eine Wendung, die ich als sehr gelungen empfand.

 

Billy als Charakter ist schlau, auch wenn er sich manchmal dumm gibt, empathisch und charismatisch. So schafft er es mühelos, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und diese auszufüllen, was mir sehr gut gefallen hat. Ein klein wenig unglaubwürdig empfand ich die Reaktion von Alice, aber die beiden zusammen waren so ein gutes Gespann, dass ich diesen Gedanken gleich wieder verdrängen konnte.

 

King schaffte es wieder, dass ich das Buch nicht mehr zur Seite legen konnte. Trotz 720 Seiten kam keine Langeweile auf. Im Gegenteil. Ich habe atemlos verfolgt, wie Billy sich in der Nachbarschaft einlebt, wie er seine Flucht plant und wie raffiniert er alles austüftelt.

 

Fazit: wieder ein King ganz nach meinem Geschmack. 

 

 

 

 


Es gibt immer ein Später

 

Jamies Lieblingswort ist „später“. Und so erzählt der Ich-Erzähler aus Stephen Kings neuem Roman auch.  Viele Vorwegnahmen erschweren ein wenig die Geschichte, was aber nicht weiter schlimm ist, weil sich „später“ meist schon auf der nächsten Seite ergibt.

 

Jamie ist noch ein kleiner Junge als er entdeckt, dass er mit den Geistern von Toten reden kann. Eigentlich sollte das ja niemand wissen, aber gewisse Leute nutzen diese Tatsache, um Jamie für ihre Zwecke zu benutzen. Und so bleibt ihm am Ende kaum etwas anderes übrig, als seine Macht zu benutzen.

 

Auf dem Cover steht „Roman“. Jamie, der Erzähler, fast ein wenig naiv in seiner Schilderung, spricht von einem Horrorroman. So weit würde ich jetzt nach dem Lesen nicht gehen. Aber ein wenig gruselig ist die Handlung stellenweise schon. Die Leichen an sich sind weitgehend freundlich, bis auf eine. Die gibt dem ganzen Buch dann auch den gewissen Horror-Touch, ohne aber ins Splattergenre abzudriften. Dafür sorgt auch schon Jamies kindliche Art, durch die sich gar nicht erst groß Schrecken aufbaut.

 

King schreibt ja gern übernatürlich und hier war man vom Klappentext her schon darauf vorbereitet, was mir sehr gut gefallen hat. Kurze Kapitel sorgen für einen raschen Lesefluss.

 

Fazit: Vielleicht wird der Roman ja irgendwann fortgesetzt – später.

 

 

 


Mr Harrigans Telefon

 

Das Buch beginnt mit einer etwas zahmen, aber irgendwie zauberhaften Geschichte. Der 8 jährige Craig wird zum Vorlesen bei einem alten Herrn eingestellt. Die beiden verstehen sich sehr gut und als Mr. Harrigan stirbt schmuggelt ihm Craig dessen IPhone mit in den Sarg. Fortan ruft er öfters seine Mailbox an, wenn er dessen Stimme hören will und erzählt ihm so manche seiner Sorgen. Und ist erstaunt, als sich diese auf einmal auf eine Art lösen, mit denen Craig nicht gerechnet hat. Hat etwa Mr Harrigan etwas damit zu tun? Und was hat es mit den geheimnisvollen Botschaften auf sich, die Craig auf seinem Handy erreichen?

 

Eigentlich hatte ich gedacht, da kommt noch mehr, die Vorgeschichte ist relativ lang, der eigentlich Teil mit den Anrufen fällt dagegen etwas ab. Aber allein die Erzählung wie die beiden sich kennenlernen und wie sie miteinander umgehen, fand ich total lesenswert.

 

In „Chucks Leben“ wird die Geschichte rückwärts erzählt, wobei ich nicht verstanden habe, warum es am Ende zur Katastrophe kommt und was Chuck damit zu tun hat. Hier hätte ich mir noch Aufklärung gewünscht. Erzählerisch vom Feinsten, sehr eindringlich und mit sympathischen Charakteren.

 

Blutige Nachrichten

 

In der Titelgeschichte treffen wir Holly aus dem Buch „Outlander“ wieder, was ich sehr positiv empfunden habe. Holly hat sich inzwischen von ihrem Trauma erholt und ihre Agentur Finders Keepers läuft sehr gut. Doch dann macht sie eine grausige Entdeckung: gibt es noch mehr von den „Outlandern“?

 

Die Geschichte habe ich nahezu verschlungen. Sehr spannend erzählt und mit genau dem Quäntchen Übersinnlichem, das ich in Büchern noch gerne mag. Holly mochte ich schon im Gesamtwerk und die Handlung von Blutige Nachrichten hat mir wieder sehr gut gefallen.

 

Ratte

 

Ein Schriftsteller, der sein Buch in einer einsamen Hütte schreiben möchte und dabei einer Ratte begegnet, die ihm über seine Schreibblockaden hinweghilft. Doch nichts auf der Welt ist umsonst…

Auch eine tolle Geschichte, die durch Anschaulichkeit glänzt und mich sehr gut unterhalten hat.

 

King schreibt wirklich gut und auch seine Kurzgeschichten lese ich immer wieder gerne. Auch das Buch „Blutige Nachrichten“ fand sich sofort auf meiner Wunschliste wieder. Sein Schreibstil ist genial und die Bücher lesen sich, auch wenn sie viele Seiten haben, meist wie von selbst. Man kann so richtig in sie eintauchen und sich mitreißen lassen.

 

Im Nachwort erklärt der Autor noch, wie er auf die Idee zu den 4 Geschichten kam und das fand ich dann auch noch einmal richtig interessant.

 

Fazit: eine interessante Geschichtensammlung von Stephen King, bei der „Blutige Nachrichten“ ganz sicher den Höhepunkt darstellt, bei der sich aber auch die anderen 3 Storys nicht verstecken müssen. 

 

 

 


Kinder werden entführt, ihre Eltern getötet. Die Kinder landen in einer Versuchsanstalt, in der sie „verbessert“ werden sollen, um einem bestimmten Zweck zu dienen. Luke, 12 Jahre alt und hochbegabt, ist eins dieser Kinder. Doch Luke sieht seine Bestimmung nicht im Institut, Luke begehrt auf und plant seine Flucht. Aber seine Gegner sind mächtig und so braucht er die Hilfe einer gesamten Kleinstadt.

Wie grausam ist das denn? Die entführten Kinder werden gefoltert und grausam behandelt, schon das allein sorgt für Gänsehaut beim Leser. Am schlimmsten fand ich fast das Fieberthermometer. Aber auch sonst waren die Schilderungen teilweise erschreckend. Vor allem wie emotionslos die Mitarbeiter mit den Kindern umgegangen sind, bzw. wie böse sie zu ihnen waren.

 

Zuerst weiß man nicht, worum es dem Institut eigentlich geht, King verrät erst spät,  wofür die Kinder überhaupt ins Institut gebracht werden. Ich fand diese Auflösung überraschend und stimmig.

Der erste Abschnitt des Buches hat mit dem Klappentext noch nichts gemein, wird aber später noch sehr wichtig. Ich habe mich bei der Lektüre anfangs etwas verwirren lassen, aber das hat sich dann ja sehr gut geklärt.

 

Luke war mir sehr sympathisch, auch wenn er sehr intelligent war, er erschien niemals neunmalklug oder besserwisserisch. Seine Intelligenz hat er zielbringend eingesetzt und seine Flucht fand ich sehr spannend, wenngleich sie etwas zahm verlief. Ich hatte das Gefühl, dass King sich etwas zurückhielt, im Gegensatz zu seinen früheren Büchern fehlte mir hier etwas das Herzklopfen und das Gehetzt sein.

 

Den Epilog hätte es für mich nicht gebraucht, den fand ich etwas verwirrend und lang nach den vielen kurzen Kapiteln davor.

 

Fazit: ich mochte nicht alle Bücher dieses Autors, aber in letzter Zeit steigert er sich in meinen Augen wieder. Auch die paranormale Komponente im Buch fand ich sehr gelungen und nicht übertrieben, so dass sich das Buch sehr gut lesen ließ. 

 


 

George Hallas sitzt in der Todeszelle. Sein Anwalt will, dass er Revision einlegt, doch Hallas weigert sich. Und erzählt, warum er das Kind ermordet hat. Seit frühester Jugend hat ihn ein Junge drangsaliert und ihm seine Liebsten genommen. Immer wieder taucht er wie aus dem Nichts auf, gerade dann wenn George glücklich ist. Und der Junge wird nie älter! Doch irgendwann ist das Maß voll und als sich George die Gelegenheit bietet erschießt er den Jungen und wandert dafür hinter Gitter.

King ist auch gut in Kurzgeschichten, wobei ich die gesamten Bücher lieber lese. Aber „Böser kleiner Junge“ hat mich wieder sehr begeistert. Vom flüssigen, bekannten King-Schreibstil, einmal abgesehen ist die Geschichte super durchdacht. Beginnt mit leisen Tönen und steigert sich bis zum Schluss – und auch der wartet noch mit einer netten Überraschung auf.  

Das Schöne bei King ist, dass man mit seinen Charakteren gleich warm wird. Das ist bei Kurzgeschichten ja besonders wichtig. Auch bei Bad Boy war ich gleich von dem Todeskandidaten gefangen und wollte wissen, wieso der ein wehrloses Kind erschießt. Spannung wird von der ersten Seite an aufgebaut, auch Mitgefühl und so wundert es nicht, dass man durch die Kurzgeschichte hetzt, um endlich zu erfahren, was es mit dem Mord auf sich hat.

 

 

Diese Kurzgeschichte ist auch enthalten in Kings neuester Kurzgeschichtensammlung „ Basar der bösen Träume“